Gebäudeabbruch, das ist eine echte Wissenschaft für sich. So viel wird klar, wenn man Alfred Manhart, Bauleiter an der Abbruchstelle „ehemalige Essigfabrik“, zuhört. Wie hier beprobt, sortiert, getrennt und wieder beprobt wird.

Wasserburg – Es ist der zweite Abbruchtag, an dem die Firma Zosseder an der Essigfabrik zu sehen ist. Gut erkennbar mit ihren gelben Westen laufen die Mitarbeiter über das Gelände am Holzhofweg. Das heißt aber nicht, dass sich zuvor nichts getan hat. „Wir waren bisher vor allem innen unterwegs“, erklärt Alfred Manhard. Sechs Wochen hätte ein Team von fünf bis acht Mitarbeitern die ehemalige Essigfabrik entkernt. In Vollmontur, denn im Innenbereich hätten sich die Schadstoffe gehäuft. „Wir haben teerhaltige Stoffe gefunden, auch asbesthaltige“, zählt Manhart auf.

Höchste Vorsicht wegen Asbest

Vor allem der Asbest habe die Montur nötig gemacht. Denn einmal eingeatmet würden sich die Asbestfasern in der Lunge festsetzen. „Diese Fasern haben Widerhaken“, erklärt Manhart, im Gegensatz zu Staub oder anderen Stoffen könnten sie nicht mehr ausgehustet werden. „Die bekommt man nie mehr los.“

Deshalb musste an der Essigfabrik bisher mit höchster Vorsicht gearbeitet werden. In Vollmontur und Atemschutz. Beim Verlassen hätten sich die Mitarbeiter zudem abduschen müssen, um ja keine Schadstoffe nach außen zu tragen. Aufwand sei das, gibt Manhart zu, „aber es geht um Arbeitsschutz.“ Zudem sei die Essigfabrik überraschend gering mit Schadstoffen belastet. „Dafür, dass das ein ehemaliges Fabrikgebäude ist, hält es sich sehr in Grenzen“, erklärt Manhart.

Rohstoffe werden wiederverwertet

Inzwischen dürfen sich die Arbeiter deshalb auch ohne Vollmontur auf dem Gelände aufhalten. Denn das meiste, das nun noch übrig ist, sind Rohstoffe wie Holz, Stahl und Ziegel. Genügend Arbeit machen diese aber trotzdem. „Wir trennen alles“, erklärt Manhart. Das meiste vor Ort, denn sonst würde es zu einem Chaos kommen. Schließlich sollen die Stoffe wiederverwertet werden.

Die Ziegelsteine würden beispielsweise zerlegt und in Zukunft anderen Gebäuden als Recycling-Rohstoff dienen. Das Holz werde klein gehackt und beispielsweise als Heizmittel verbrannt. Beinahe alles werde wiederverwertet. Das gilt übrigens auch für die gewaltigen Essigfässer, die noch in der Fabrik lagern. „Die sind zum Großteil aus Holz“, erklärt Manhart. Man müssen noch Proben nehmen, wie groß die Belastung mit Schadstoffen sei, grundsätzlich würden die Fässer aber in ihre Einzelteile zerlegt und dann wiederverwertet.

Alfred Manhart leitet die Abbruchbaustelle Bild: Jon Cater
Alfred Manhart leitet die Abbruchbaustelle. Foto John Cater

Eine Wand muss nach Ostdeutschland gebracht werden

Einziges Detail, das Manhart ein wenig Kopfzerbrechen bereitet: die Wand rechts außen. „Die ist aus Ytong“, erklärt er, also ein Gasbetonstein. Dieser sei sehr problematisch beim Entsorgen. Denn das Material zersetze sich so fein, dass es in das Grundwasser eintreten könne. „Das muss in eine Untertage-Deponie“, so Manhart, „da gibt es keine andere Möglichkeit.“ Dafür habe man extra einen Lastwagen beauftragt, der die Mauer nach Ostdeutschland fährt. „Bei uns gibt es so etwas gar nicht“, erklärt Manhart.

 

Zeitplan wird nicht ganz eingehalten

Doch trotz diesem Problem ist der Bauleiter guter Dinge. „ Die Fledermäuse haben uns zurückgeworfen“, gibt er zu. Eigentlich hätte die Essigfabrik bis Ende des Jahres dem Erdboden gleich gemacht werden sollen. „Das werden wir wahrscheinlich nicht ganz schaffen.“

Oberirdisch seien sie wohl Ende der Woche so weit. Dann würden die Fundamente kommen. „Das muss aber erst einmal auf Schadstoffe beprobt werden“, so Manhart. Je nach Ergebnis könne es dann schnell gehen. Im schlechtesten Fall muss erneut die Vollmontur her.

 

Quelle: Wasserburg: Berufsalltag Zerstörung: Wie Alfred Manhart die Ex-Essigfabrik dem Erdboden gleich macht | Wasserburg am Inn (wasserburg24.de)

 

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